Die Behandlung von Endometriose: medizinische Methoden als Grundstein
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, für die es bisher keine Heilung gibt, so dass der Schwerpunkt der Behandlung auf der Bewältigung der Symptome liegt. Während einige Betroffene nur geringe oder gar keine körperlichen Beschwerden haben, leiden andere unter belastenden Symptomen wie starken Unterleibsschmerzen, die sich verschlimmern oder sogar chronisch werden können, wenn sie unbehandelt bleiben. Außerdem kann Endometriose zu einer verminderten Fruchtbarkeit und zu Funktionsbeeinträchtigungen von Organen wie Blase und Darm führen. Eine rechtzeitige Behandlung bei anhaltenden Symptomen ist daher nicht nur für das Wohlbefinden von großer Bedeutung, sondern auch, um eine Verschlimmerung und Komplikationen zu verhindern.
Über die Behandlung von Endometriose lässt sich viel schreiben. Deshalb befassen wir uns in einer Serie von drei Artikeln näher mit diesem Thema, beginnend mit den konventionellen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, einschließlich Hormontherapie und Operation. Im zweiten Artikel werden komplementäre Methoden wie Physiotherapie und Ernährungsumstellung beleuchtet, die zur Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität beitragen können. Schließlich gehen wir auf Techniken des Selbstmanagements ein, die du anwenden kannst, um deine Gesundheit aktiv in die eigene Hand zu nehmen.
Medizinische Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose
Bei der Behandlung von Endometriose spielen medizinische Interventionen oft eine zentrale Rolle bei der Symptomlinderung. Bei Menschen mit leichten Symptomen oder bei denen, die versuchen, schwanger zu werden, kann eine zunächst abwartende Haltung eine Option sein. Es ist jedoch wichtig, sich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu überwachen und rechtzeitig einzugreifen. Zu den wichtigsten medizinischen Behandlungsmethoden gehören:
Schmerzmittel
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Naproxen können leichte bis mittelstarke Schmerzen wirksam lindern, indem sie Entzündungsprozesse hemmen und Schmerzsignale blockieren. Bei Menstruationsschmerzen helfen Schmerzmittel oft am ehesten, wenn man 1 oder 2 Tage vor dem erwarteten Auftreten der schlimmsten Schmerzen mit der Einnahme beginnt. Obwohl diese Medikamente in der Regel frei verkäuflich sind, ist es ratsam, die richtige Dosierung und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die du einnimmst, mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu besprechen.
Hormontherapie
Zur Behandlung von Endometriose wird häufig eine Hormontherapie eingesetzt, die darauf abzielt, den Hormonhaushalt, insbesondere den Östrogenspiegel, zu regulieren. Dies kann dazu beitragen, das Wachstum von Endometrioseherden zu hemmen. Zu den häufig verwendeten Optionen gehören:
Hormonelle Verhütungsmittel: Die kontinuierliche Anwendung hormoneller Verhütungsmittel wie die Kombinationspille, der Vaginalring oder das transdermale Pflaster können helfen, den Menstruationszyklus zu unterdrücken und damit die Symptome zu lindern.
Gestagene: Dienogest ist ein allgemein empfohlenes Gestagen bei Endometriose, das oral eingenommen wird. Weitere Optionen sind Gestagene über eine Hormonspirale, einen subkutanen Stab oder eine regelmäßige Injektion.
GnRH-Agonisten und -Antagonisten: Diese Medikamente führen zu einer vorübergehenden künstlichen Menopause mit stark reduzierten Östrogenspiegeln. Diese Option wird häufig in Betracht gezogen, wenn andere Hormontherapien keine Besserung bringen oder wenn sie nicht gut vertragen werden.
Andere Mittel: Es gibt noch einige andere Möglichkeiten wie Aromatasehemmer und Danazol, die jedoch seltener verschrieben werden. Danazol wird normalerweise aufgrund seiner androgenen Nebenwirkungen wie vermehrten Körper- und Gesichtshaarauswuchs sowie eine mögliche Vertiefung der Stimme nicht bevorzugt, könnte jedoch für nicht-binäre oder transgender Personen eine geeignete Option darstellen. Zudem kann in einigen Fällen auch Testosteron, das für die geschlechtsbestätigende Therapie eingesetzt wird, ausreichend sein, um die Symptome der Endometriose zu lindern. Außerdem ist die Forschung dabei, weitere Präparate zu entwickeln.
Alle diese Formen der Hormontherapie haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, über die du dich ausführlich bei deinem Arzt oder deiner Ärztin informieren kannst. Die Forschung weist darauf hin, dass diese Medikamente die Symptome bei durchschnittlich 60-80 % der Betroffenen wirksam reduzieren. Bisher wurden keine eindeutigen Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen den einzelnen Mitteln festgestellt. Allerdings haben die verschiedenen Methoden unterschiedliche potenzielle Nebenwirkungen, und jede Person reagiert anders darauf. Es kann daher notwendig sein, mehrere Optionen auszuprobieren, um eine Methode zu finden, die deine Symptome effektiv lindert und mit wenigen oder akzeptablen Nebenwirkungen verbunden ist. Wichtig zu wissen ist, dass die Symptome in der Regel zurückkehren, sobald die Hormontherapie abgesetzt wird.
Chirurgie
Wenn die medikamentöse Behandlung keine ausreichende Linderung bringt, kann eine Operation sinnvoll sein. Obwohl eine Operation mit gewissen Risiken verbunden ist und oft keine dauerhafte Lösung bietet, kann sie doch eine wesentliche Linderung der Symptome bewirken.
Bauchspiegelung (Laparaskopie): Dieser minimalinvasive Eingriff ermöglicht eine endgültige Diagnose von Endometriose und die Entfernung von Endometrioseherden, Zysten und Verwachsungen.
Laparatomie: In komplexeren Fällen kann ein größerer Schnitt im Bauch erforderlich sein, um die Endometriose-Läsionen zu entfernen.
Gebärmutterentfernung (Hysterektomie): In schweren Fällen, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten versagt haben und kein Kinderwunsch mehr besteht, kann die operative Entfernung der Gebärmutter (und manchmal auch der Eierstöcke) eine Option sein.
Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile einer Operation sorgfältig mit deinem Chirurgen oder deiner Chirurgin zu besprechen. Die Genesungszeit nach der Operation ist sehr unterschiedlich und kann von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten dauern. Manchmal ist ein Erholungsaufenthalt in einem Rehabilitationszentrum erforderlich. Aus Studien geht hervor, dass bei etwa 40-50 % der Patient:innen in den ersten fünf Jahren nach der Operation erneut Schmerzen auftreten, und bei einem ähnlich hohen Prozentsatz ist innerhalb von fünf Jahren eine weitere Operation notwendig.
Nach der Entfernung von Endometriumläsionen oder sogar nach einer Gebärmutterentfernung verschwinden die Schmerzsymptome nicht automatisch. Dies liegt teils daran, dass die Ursache von Endometriose hierbei nicht beseitigt wird und dass sich das Nervensystem unter dem Einfluss andauernder Schmerzen verändern kann, was sich in einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit des Gehirns äußern kann. Darüber hinaus kann sich nach einer Operation Narbengewebe bilden, das selbst eine Schmerzquelle darstellen kann. Dieses Narbengewebe lässt sich bei starken Beschwerden operativ entfernen, jedoch besteht immer das Risiko, dass anschließend erneut Narbengewebe entsteht. In einigen Fällen verbessert die Operation allerdings die Chancen auf eine Schwangerschaft.
Fruchtbarkeitsbehandlung
Für diejenigen, die einen Kinderwunsch haben und auf Schwierigkeiten stoßen, schwanger zu werden, stehen verschiedene Fruchtbarkeitsbehandlungen zur Verfügung, darunter die In-vitro-Fertilisation (IVF).
Meine persönliche Erfahrung
Ich habe selbst schon mehrere Formen der Hormontherapie ausprobiert, oft mit anfänglicher Besserung, aber schließlich mit zunehmenden und unangenehmen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Hautveränderungen und Auswirkungen auf meine Stimmung. Dies führte dazu, dass ich zu bestimmten Zeiten für mehrere Monate keine Hormonpräparate einnahm. Das Abklingen der Nebenwirkungen verschaffte mir dann zwar Erleichterung, aber meine Regelschmerzen wurden mit der Zeit immer stärker, und schließlich entwickelte ich chronische Unterleibsschmerzen, die mich dazu veranlassten, mich einer Bauchspiegelung zu unterziehen.
Nach der Operation habe ich mit der Einnahme von Dienogest begonnen und bemerke inzwischen eine gewisse Besserung meiner chronischen Schmerzen und Erschöpfung. Sollte es allerdings nicht zu einer weiteren Verbesserung kommen, werde ich wahrscheinlich anderen Optionen, wie GnRH-Antagonisten, eine Chance geben.
Schmerzmittel helfen bei mir nur, wenn die Schmerzen noch in der Anfangsphase sind. Wie viele andere habe ich die Erfahrung gemacht, dass Schmerzmittel bei sehr starken Endometrioseschmerzen oft wenig bis gar nicht wirken, so dass ich zu anderen Hilfsmitteln greifen muss, um die Schmerzen zu ertragen. (Was du selbst tun kannst, um deine Symptome in den Griff zu bekommen, kannst du bald in Teil 3 dieser Artikelserie lesen).
Fazit
Die Behandlung von Endometriose erfordert oft eine Kombination verschiedener Methoden wie Schmerzmittel, Hormontherapie und chirurgische Eingriffe, um eine ausreichende Symptomlinderung und ein größeres Wohlbefinden zu erreichen. Dieser Prozess erfordert nicht selten viel Geduld und die Bereitschaft, in enger Zusammenarbeit mit deinem Arzt oder deiner Ärztin verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, wobei deine individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen maßgeblich sind. Was für die eine Person wirksam ist, funktioniert nicht unbedingt für die andere.
Neben den gängigen medizinischen Behandlungen gibt es auch komplementäre Therapien, die dich auf deinem Weg zu einer besseren Gesundheit unterstützen können. Auf diese Möglichkeiten gehen wir im nächsten Artikel näher ein. Was mir meine Ärztin einmal gesagt hat, bleibt mir in Erinnerung: Bei der Behandlung von Endometriose gibt es keine richtige oder falsche Wahl. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, und egal, was man tut: Es besteht immer die Möglichkeit, dass sich die Symptome verschlimmern oder zurückkehren. Das Wichtigste ist, proaktiv zu handeln; nur Nichtstun ist keine Option.
Das mag pessimistisch klingen, aber für mich hat diese nüchterne Sichtweise eine Menge Druck von meinen Schultern genommen. Ich hoffe, sie gibt auch dir den Mut, die Hoffnung nicht aufzugeben und aktiv nach Alternativen zu suchen, wenn du noch nicht die richtige Behandlungsmethode gefunden hast, die dir wirklich weiterhilft.
Hast du persönliche Erfahrungen mit medizinischen Methoden zur Behandlung von Endometriose, die du gerne teilen möchtest, oder hast du Fragen zu den besprochenen Optionen? Schreibe es gerne unten in die Kommentare.
Weitere Informationen
Wenn du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, findest du unten eine Auswahl an wissenschaftlichen Artikeln. Solltest du allerdings eher nach leicht verständlichen Informationen und praktischen Ratschlägen suchen, kannst du einen Blick auf künftige Blogbeiträge zu diesem Thema werfen oder dich mit deinen Fragen über das Kontaktformular an mich wenden.
Horne, A. W., & Missmer, S. A. (2022). Pathophysiology, diagnosis, and management of endometriosis. BMJ, e070750. https://doi.org/10.1136/bmj-2022-070750
Carlyle, D., Khader, T., Lam, D., Vadivelu, N., Shiwlochan, D., & Yonghee, C. (2020). Endometriosis Pain Management: a Review. Current Pain and Headache Reports, 24(9). https://doi.org/10.1007/s11916-020-00884-6